buehnenbild_Zelck_Rettungsdienst_DRK_Bitburg_hq-Q__01_.jpg Foto: A. Zelck / DRKS
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Geschichte des DRK Speyer

Streifzug durch die Geschichte des Roten Kreuzes in Speyer

Im Jahre 1863 wurde in Genf von einem Fünfer-Komitee Schweizer Bürger, unter ihnen Jean Henry Dunant, zusammen mit Vertretern von 16 Staaten das Rote Kreuz ins Leben gerufen. Kurze Zeit später sollten sich auch die Grundsätze und Regeln der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit, Neutralität und Freiwilligkeit in Speyer etablieren.

15. Juli 1870: Französische Kriegserklärung

„Bereits am 21. Juli beschließt die Generalversammlung des hiesigen Turnvereins unter Beitritt sämtlicher Vereinsmitglieder die Gründung und Ausbildung eines Sanitätshilfekorps und zwar einer mobilen Abteilung unter Führung der Vorstandsmitglieder Lang und Müller und einer Abteilung unter Weiß und Detzner.“

Am 22. Juli erfolgt in Speyer nachstehender Aufruf zur Gründung von Vereinen zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger:

„Ein Krieg, der unzählige schwere Opfer kosten wird, steht uns bevor, und voraussichtlich werden in der Nähe unsere Pfalz oder sogar innerhalb entscheidende Kämpfe ausgefochten werden, die manches Leid und ungekanntes Elend im Gefolge haben werden. Es gilt deshalb, dass sich sofort an allen Orten Comites zur Empfangnahme von Geld, Verpflegungs- und Verbandmaterial, Lebensmittel und Bekleidungsgegenständen bilden, von welchen sodann die Versendung an die Truppenkorps bewerkstelligt wird. Zugleich ergeht an die Frauen und Jungfrauen unserer Provinz die Aufforderung, auch ihre Kräfte der gemeinsamen deutschen Sache u widmen und sich unter Leitung der betreffenden Comites der Herstellung der Verbandsmittel usw. nach Anweisung der Ärztee zu unterziehen. Es gilt ferner, dass sofort für die Hilfeleistung an die Verwundeten, sei es Freund oder Feind, in unparteiischer Weise sorge getragen werde, und fordern wir Hierdurch auf, dass sich allen Orten unter Leitung dieser Comites unbewaffnete freiwillige Sanitätskorps auf Grund der Genfer Convention bilden, welche sich dem Rücktransport und der Pflege der Verwundeten zu unterziehen, nötigen Falles bei außerordentlicher Gelegenheiten ihre Hilfe an den schlachtfeldfern selbst zu leisten haben. – Die Ausrüstung der Sanitätskorps besteht aus weißen Armbinden mit dem Roten Kreuz und Legitimationskarten der betreffenden Lokal-Comites...“

Auf dieser Aufforderung melden sich noch Schüler des hiesigen Gymnasiums und andere junge Leute zur mobilen Abteilung, während der lokalen Abteilung sich hauptsächlich noch Mitglieder der hiesigen Feuerwehr anschließen. Es erfolgt die Anmeldung des Korps bei dem kgl. Bayer. Kriegministerium und dem bayerischen Landeshilfsverein, um bei erster Gelegenheit zur Verwendung zu Kommen, die dann auch alsbald kommt. Nach dem Kriege wird die Kolonne in Sanitätshauptkolonneumbenannt und mit Ausrüstungsgegenstände komplettiert, dazugehörig auch die ersten beiden Krankentransportwagen im Mai 1878. Ende Mai 1888 wird ein Dekonomiewagen geliefert.

 „ Am 10. – 17. Juli 1892 stellt die Kolonne eine Sanitätswache auf der Festwiese des mittelrheinischen Schützenfestes ab. Ihre Tätigkeit ist nur bei einigen leichteren Fällen notwendig.“

Diese Sanitätsdienste werden bis heute, hundert Jahre später, von uns unverändert auf allen Speyerer Großveranstaltungen durchgeführt, nur dass es heute im Juli kein Schützenfest mehr gibt. 

„ Am 15. Juli 1892 stellt die Kolonne auf der internationalen Ausstellung vom Roten Kreuze in Leipzig ein von der Kolonne gefertigtes und entworfenes Schiffsmodell für Verwundetentransport aus und wird der silbernen Medaille prämiert.“

Übrigens existiert dieses Schiffsmodell noch heute. In der Zeit bis zum Ersten Welzkrieg werden von der Kolonne Krankentransporte und Übungen durchgeführt. Bei Kriegsausbruch 1914 versammeln sich die aktiven Mitglieder der Kolonne sofort wieder. Über dreihundert Bürger, sowie Schüler der Mittitelschule treten mit überschwänglicher patriotischer Begeisterung bei. Das Anlegen von Verbänden und das Improvisieren von Krankentransportwagen wird geübt sind an der Tagesordnung. Am 12. August 1914 rücken 37 Männer von der Kolonne als Krankenträger an die Front. Insgesamt werden in diesem Krieg 103 Männer der Kolonne abgestellt. Immer wieder wird die Kolonne durch Abstellung dezimiert. In Speyer wird primär Hilfe bei der Ankunft von Lazarettzügen am Bahnhof und in den Lazaretten selbst geleistet. Von den im Kriegsdienst eingesetzten Speyerer Sanitäter verbleiben nach Kriegsende nur noch drei Mann aktiv bei der Kolonne. Eine allgemeine Flaute tritt ein, die Übungsstunden werden nicht mehr besucht, dass Interesse erlischt. Aber trotzdem muss der Rettungsdienst aufrecht erhalten werden. Hier erfassen vier Brüder den Ernst der Lage und führen lange Zeit fast sämtliche Krankentransporte alleine durch. Mit der Zeit stellen sich dann wieder Einzelne dem Dienst unter dem Roten Kreuz zur Verfügung. Ein Aufruf in der Tageszeitung im Jahre 1919 hat Erfolg und lässt die alte Mannschaft in einer Stärke von immerhin 40 Mann wieder zusammentreten. Damit war die Grundlage für eine neue Aufgabe geschaffen: 

Der Rettungsbetrieb musste umgestellt werden. Die Mannschaft, hauptsächlich auf Kriegverletzungen ausgebildet, wird nun in die praktische Unfallhilfe, in die Erste Hilfe bei Betriebs- und Verkehrsunfällen unterwiesen. Die Ausübung des Rettungsdienstes unmittelbar nach dem Kriege ist umso höher zu bewerten, als seinerzeit die Behelfsmittel, insbesondere die Transportgerätschaften aus heutiger Sicht stark antiquittiert erscheinen. Der erste Krankenkraftwagen, der Ende des Krieges erworben wird, ist ursprünglich ein Pkw der Stadtverwaltung und wird zu einem Krankenwagen umgebaut. Ein zweiter Pkw wird von der Landesversicherungsanstalt gekauft und umgebaut.

Auch in der Friedensphase ist die Sanitätskolonne gefordert, so z.B. am 7. April 1925, als nachts um zwei Uhr ein Großfeuer im Stiftungskrankenhaus ausbricht. Die Kranken werden alle gerettet. 1930 wird im Rotkreuzhaus, Kutschergasse 6 (in der Nähe des heutigen Königsplatzes), von der Feuerwehr die Feuermeldestelle Nr. 10 für die Bevölkerung eingerichtet.

1933 gehen die Sanitätskolonne , der Frauenzweigverein und der Männerverein im Ortsverein Speyer des Deutschen Roten Kreuzes auf. Als übergeordnete Stelle wird der Kreisverband Speyer gebildet, dem der Ortsverein Speyer und die neugegründeten Ortsvereine Schifferstadt, Waldsee und Otterstadt unterstehen. Am 24. September 1934 um elf Uhr findet eine Luftschutzübung in Zusammenwirkung mit der Feuerwehr statt. Man sieht auch hier, dass sich die Sanitätskolonne im Sinne ihrer gestellten Aufgabe bewährt und in der Bevölkerung ein hohes Ansehen genießt. 1937 wird der erste neue Krankenwagen, ein Mercedes 170 V in Dienst gestellt. Dieses Fahrzeug ist allein eine Spende der Speyerer Bevölkerung und Speyerer Firmen. So wie heute war es selbstverständlich, dass die ehernamtlichen Kräfte bei Tag und Nacht, an Sonn- und Feiertagen zur Verfügung zur Verfügung standen.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sind im Ortsverein Speyer 250 Männer und 100 Frauen aktiv. Durch die Mobilmachung werden die weibliche und die männliche Bereitschaft durch Einberufung stark gemindert. Der gute Ausbildung wegen, werden die meisten Männer und Frauen in den Sanitätsdienst der Wehrmacht einberufen. Mit einigen jungen Leuten, die noch zu jung für den Wehrdienst sind und eine Handvoll Männer über sechzig Jahren wird der Dienstbetrieb in Speyer aufrecht erhalten.

Beim Neubeginn 1948 steht der Ortsverein vor einer schweren Aufgabe. Durch die Beschlagnahmung sämtlicher Krankenkraftwagen bei Kriegsende, müssen neue Fahrzeuge beschafft werden. Erstes Fahrzeug ist 1948 ein Geschenk vom späteren Kultusminister Dr. Eduard Orth, ein Chassis eines Mercedes Benz 170, welches noch einen Krankenwagenaufbau erhält. Die Aufforderung an den Rettungsdienst wachsen ständig. Durch die Mithilfe der Speyerer Geschäftswelt und der Bevölkerung und durch Zuschüsse der vorgesetzten Rotkreuz-Dienststelle werden nach und nach vier weitere Fahrzeuge angeschafft.

Am 17. und 18. Januar 1955 ist das Rote Kreuz beim Hochwassereinsatz im Hassenpfuhl mit dabei. Hier lernen die hiesigen Katastrophenschutzeinheiten die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz zu schätzen.   In den fünfziger und sechziger Jahren werden Kurse in Sofortmaßnahmen am Unfallort, der Erste Hilfe, der Säuglingspflege und der häuslichen Krankenpflege von ehrenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbildern angeboten. Die wenigen treuen aktiven Helferinnen und Helfer, wie es 1970 wieder lautet, sind stets bei Sport- und sonstigen Veranstaltungen, als auch Blutspendeterminen in Einsatz. 

Im Mai 1970 werden die einzelnen Ortsvereine aufgelöst und in den Kreisverband Ludwigshafen eingegliedert. Der Speyerer Ortsverein geht ganz im Kreisverband Speyer auf. Eine Wasserwacht wird gegründet jeden wegen Unstimmigkeiten wieder aufgelöst. 

1973 trägt man sich mit dem Gedanken einer räumlichen und verkehrstechnischen Veränderung. Die Räume im Haus Kutschergasse 6 sind für die gestellten Anforderungen zu klein und veraltet. Die Fahrzeuge stehen bei Wind und Wetter im Freien. Verkehrstechnisch unzumutbar und unverantwortlich ist es, den Krankentransport von dieser Stelle aus durchzuführen. Oft stehen die Wagen sehr lange an der Maximilianstraße, bis sie in den fließenden Verkehr eingelassen werden. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für das neue Rotkreuzhaus bietet sich das der Stadt gehörende Grundstück an der Karl-Leiling-Allee an. Im Januar 1977 beginnt der Aushub, im August wird das Richtfest gefeiert, 1978 wird Einzug gehalten. Das Haus Kutschergasse 6 wird von der Stadtverwaltung gekauft.

In den achtziger Jahre wird ein zweiter Rettungswagen angeschafft. Aus dem aktiven Dienst wird eine Sanitätseinheit im Katastrophenschutz gebildet, der Bund stationiert sieben Fahrzeuge, darunter vier Krankentransportwagen und zwei leichte Lkw, sowie die dazugehörige umfangreiche Ausrüstung. Es werden Katastrophenschutzübungen mit der Feuerwehr und anderen Rotkreuzverbänden bestritten. 

Nach dem Ramsteinunglück 1988 erwächst die Erkenntnis, dass eine Katastrophenschutzeinheit viel zu schwerfällig ist, um zügig und schnell die Helfer vor Ort zu unterstützen. Hinzukommt, dass die veränderte politische Situation zu Beginn der neunziger Jahre keine zentralen Katastrophenschutzeinrichtungen entlang des Rheins mehr erforderlich machte. Aus den Katastrophenschutzeinheiten wurden deshalb flexiblere Sanitätseinheiten, die sogenannten Schnelleinsatzgruppen (SEG) gebildet, die bei Großschadens- und Katastrophenfällen alarmiert werden, zusätzlich zu Rettungsdiensten. In den neunziger Jahren wird ein neues Notarztfahrzeug in Dienst gestellt. Heute besitzt die SEG mehrere Krankentransportwagen, einen Arzttruppwagen (GKW) und ein Einsatzleitfahrzeug.

Um dem sich ständig erweiternden Aufgabenspektrum gerecht zu werden, werden eine Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern benötigt, die den Rettungsdienst und die anderen sozialen Einrichtungen des Roten Kreuzes unterstützen. Bereits Henry Dunant hatte sich dazu in seinen “Erinnerungen an Solferino“ (Dunant, Henry. Eine Erinnerung an Solferino. Bern: Schweizerisches Rotes Kreuz, 1979. 125 – 157) folgendermaßen geäußert:

„So braucht man also freiwillige Wärter und Wärterinnen, die im voraus ausgebildet, geschickt und mit ihrer Aufgabe vertraut sind...und daher in jeder Weise unterstützt werden... Daher ist es unvermeidlich, dass man auf die Hilfe der Bevölkerung zurückgreifen muss...“. Und weiter: „... denn niemand kann mit Sicherheit sagen, dass er für immer Schutz genießt...“

Textquelle: Christian Schehl, überarbeitet von Horst Pecha